Der M. sternocleidomastoideus, der auch als „großer Kopfwender“ oder als „Kopfnicker“ bezeichnet wird, ist der auffallend dicke, oberflächliche und meist verspannte Muskel seitlich am Hals. Ist er, was er gerne tut, verspannt oder mit Triggerpunkten (Druckempfindliche Verhärtungen im Gewebe, die aufgrund mangelnder Durchblutung entstehen) behaftet, kann er Schmerzen am Kopf, Ohr, Auge und im Gesicht auslösen.
Glücklicherweise ist es möglich, den Muskel in Form von Triggerpunkt-Selbstmassage und Dehntechniken eigenständig zu behandeln.
Anatomie:
Der M. sternocleidomastoideus hat zwei Ursprünge, einen am Sternum (Brustbein) und einen an der Clavicula (Schlüsselbein). Seinen Ansatz hat er an der seitlichen Oberfläche des Processus mastoideus (Knochenvorwölbung des Schläfenbeins). Die motorische Innervation erfolgt durch den Nervus accessorius (11. Hirnnerv) und Nervenäste des Plexus cervicalis aus den Segmenten C1 bis C3/4.
Aufgrund des Verlaufs mit Ursprung und Ansatz ergeben sich folgende Funktionen:
Lateralflexion: Bei einseitiger Kontraktion bewirkt der M. sternocleidomastoideus eine Seitneigung der Halswirbelsäule zur gleichen Seite und gleichzeitig eine Rotation des Kopfes zur Gegenseite. Neigt man beispielsweise den Kopf nach rechts, dreht sich die Halswirbelsäule funktionell nach links.
Dorsalextension: Eine beidseitige Kontraktion führt zu einer Hebung des Kopfes.
Zudem stabilisiert er den Kopf bei Bewegungen des Kiefers. Zusätzlich ist er ein Atemhilfsmuskel (bei der Einatmung) und kommt bei körperlichen Anstrengungen zum Einsatz, allerdings auch bei Stress, Panikattacken und Angstzuständen, da sich bei diesen Problematiken die Atmung verändert.
Triggerpunkte bzw. Verspannungen im M. sternocleidomastoideus können eine Reihe von Beschwerden auslösen:
- Schmerzen rund ums Auge
- Schmerzen im Gesicht, im Kiefer und in der Wange
- Schmerzen im Bereich Schlüsselbein und Kehle
- Schmerzen vom Ohr und Hinterkopf bis hin zum Scheitel
- Schmerzen im Bereich Schläfe und Stirn
Meist treten die Beschwerden nicht in allen Regionen auf, sondern nur in Teilen.
Des Weiteren können folgende Begleitsymptome auftreten wie:
- Ohrenrauschen/Tinnitus
- Schwindel
- Gleichgewichtsstörungen
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen (teilweise migräneartig)
Die Ursachen für einen verspannten M. sternocleidomastoideus sind breit gefächert und können in akute und chronische Ursachen eingeteilt werden.

Triggerpunkte und Ausstrahlungsgebiete am Musculus sternocleidomastoideus.
Zu den akuten Ursachen gehören:
- Unfälle, Stürze und Schleudertraumen
Zu den chronischen Ursachen gehören:
- Körperfehlhaltungen bzw. Fehlstellungen
- Telefonieren mit eingeklemmten Hörer
- Chronische Atemwegserkrankungen
- Psychische Faktoren
- Sitzen mit vorgeschobenen und/oder gedrehtem Kopf
- Überkopfarbeiten
- Schlafen auf zu hohem Kissen
Der M. sternocleidomastoideus spielt, im Hinblick auf Beschwerden rund um die Halswirbelsäule und psychische Faktoren, eine große Rolle im physiotherapeutischen Alltag. Da der Muskel oberflächlich, sichtbar und gut palpierbar ist, kann er physiotherapeutisch und durch Selbstbehandlung gut behandelt werden.
Bei Fragen zu Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten stehe ich gerne zur Verfügung.